Ravindra Gujjula bezeichnet sich als Produkt dreier Gesellschaften. Bis zum 18. Lebensjahr als Schüler und unter dem Einfluss seiner Eltern und linker politischer Ideologie entwickelte er in Indien sein Weltbild. Er sagt, das waren die Zeiten, wo er sich mit der Vorbereitung der „Revolution“ und dem Plan zur „Veränderung der Welt“ beschäftigte.
Nach dem Mauerfall und der friedlichen Revolution entwickelte Ravindra seine sozialen und politischen Aktivitäten neben seiner Tätigkeit als Arzt.
Anschließend kam er zum Studium in die DDR und wurde mit dem „real existierenden Sozialismus“ konfrontiert. Er legte seine rosarote Brille weg.
Geboren wurde Ravindra Gujjula am 1. August 1954 in Indien. Er stammt aus einer politisch sehr aktiven Familie. Sein Vater, Yallamanda Reddy Gujjula, war 20 Jahre Parlamentsabgeordneter und Vorsitzender der Landarbeitervereinigung Indiens. Seine Mutter, Sarala Devi Gujjula, war bis zu ihrem Tod im Jahre 2001 die Generalsekretärin des Frauenverbandes Indiens. Die Einflüsse der Eltern waren maßgebend für das politische Bewusstsein und das soziale Engagement von Ravindra Gujjula.
Schon seit seinem 14. Lebensjahr engagierte er sich bei vielen Aktivitäten linksorientierter Jugendverbände in Indien. Er setzte sich ein für eine kostenlose schulische Ausbildung und für das Wahlrecht ab 18 Jahren. Er organisierte Veranstaltungen gegen den Schwarzmarktverkauf von knapper Babynahrung (Amul) und gegen den Vietnamkrieg. Wegen seiner politischen Aktivitäten war er 1971 und 1972, noch als Minderjähriger, zweimal politischer Häftling.
Nach erfolgreichem Abitur begann er ab 1972 am Bhadruka-College in Hyderabad Betriebswirtschaftslehre zu studieren.
1973 bekam – Dank der Indisch-Deutschen Freundschaftsgesellschaft – Gujjula die Möglichkeit, in der DDR Medizin zu studieren. An den Herder-Instituten in Leipzig und Freiberg erlernte er zunächst die deutsche Sprache und begann 1975 sein Studium der Humanmedizin an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität in Greifswald. Er setzte es von 1980 bis 1982 an der Humboldt-Universität in Berlin fort und beendete es 1982 als Diplommediziner. In seiner Studentenzeit beteiligte er sich an der Organisation des ISK (Internationales Studentenkomitee), er organisierte immer wieder solidarische Arbeitseinsätze zur Unterstützung der unterdrückten Bevölkerung in Chile, Peru und Südafrika.
Nach seinem Studium kam er 1982 nach Altlandsberg, wo er im Kreiskrankenhaus sein praktisches Pflichtjahr absolvierte und 1987 seine Facharztausbildung als Arzt für Innere Medizin absolvierte. Noch während der Facharztausbildung organisierte er Veranstaltungen gegen den Krieg im Nahen Osten, gegen die Apartheid und für die Freiheit Nelson Mandelas. Er war ein Kritiker des Wahlsystems in der DDR und wurde noch vor der Wende wegen eines kritischen Briefs, den er an die damalige SED-Führung schrieb, fristlos gekündigt. Nach kurzer Arbeitslosigkeit wurde er kurz vor dem Mauerfall als Arzt in der Ambulanz in Altlandsberg (im Rathaus) wieder eingestellt.
Nach Auflösung der Poliklinik eröffnete 1991 Gujjula an gleicher Stelle seine eigene Arztpraxis.
Kurz nach dem Mauerfall, noch in den letzten Tagen der DDR, wurden die Kommunalwahlen 1990 wiederholt. Nach der damaligen Gesetzgebung konnte noch als Staatsbürger Indiens für die Stadtverordnetenversammlung in Altlandsberg kandidieren. Auf Anhieb wurde er mit der zweithöchsten Stimmenzahl Abgeordneter und leitete dann bis 1993 den Ausschuss für Bildung und Kultur. Während dieser Tätigkeit nahm er sich solcher Themen, wie „Gewalt in der Schule“, „Vorbereitung der Bürger im Osten auf die Nachwendezeit“ oder „Sind alle Menschen gleich?“ an, organisierte Gesprächsrunden und diskutierte darüber mit vielen Jugendlichen und Bürgern der Stadt.
1993 wurden erneut Kommunalwahlen durchgeführt, allerdings nach bundesdeutschem Recht. Um erneut kandidieren zu können beantragte er die deutsche Staatsbürgerschaft, welche er auch kurz vor der Wahl erhielt. Er gründete zusammen mit dem Pfarrer Hr. Frieske „Bürger für Altlandsberg“ und kandidierte für diese zum Bürgermeister. Er wurde – noch als Parteiloser – erstmalig zum Bürgermeister der Stadt Altlandsberg mit 62% der Stimmen gegen 4 andere Kandidaten, darunter von CDU, FDP und SPD, gewählt. Da er der erste frei gewählte ehrenamtliche Bürgermeister der Stadt Altlandsberg mit ausländischer Herkunft war, wurde seine Wahl nicht nur bundesweit, sondern auch international ein Medienereignis. Prompt wurde Gujjula und mit ihm auch seine Heimatstadt Altlandsberg international bekannt. So berichtete beispielsweise die New York Times am 19.12.1993 über seinen Wahlsieg unter dem Titel: „If Germany has fever can this doctor help?“. Seit dieser Zeit steht Ravindra Gujjula vor allem für ein tolerantes Miteinander in Brandenburg. In der Wahlperiode zwischen 1993 und 1998 setzte er sich konsequent für die Umsetzung seines Wahlprogramms ein. Zwischenzeitlich trat er in die SPD ein und wurde im Jahre 1998 bei der Kommunalwahl mit 82% der Stimmen gegenüber dem Gegenkandidaten der CDU wiedergewählt. Nach der Gemeindegebietsreform 2003 wurde er von den Ortsbeiratsmitgliedern zum ehrenamtlichen Bürgermeister von Altlandsberg OT und bei der Kommunalwahl 2008 in gleicher Funktion als Ortsvorsteher wieder gewählt.
Bei den Kommunalwahlen 2003 wurde er in den Kreistag des Landeskreises Märkisch-Oderland gewählt. Er erhielt dabei das landesweit beste Ergebnis (5.800 Stimmen) aller SPD-Kreistagskandidaten. Im Jahre 2008 wurde er mit 8.700 Stimmen Stimmen zum Kreistag wiedergewählt. Dies war landesweit für die SPD das zweitbeste Ergebnis.
2004 wurde er erstmalig in den Landesvorstand der SPD Brandenburg gewählt und ist in diesem bis heute tätig. Gujjula war zwischen 2007 und 2009 Landtagsabgeordneter für die SPD-Fraktion. Zur Bundestagswahl 2009 wurde er Direktkandidat der SPD für den Wahlkreis 60, welche er verlor.
Bei den Kommunalwahlen 2019 wurde er wieder mit den höchsten Stimmenzahlen in seinen Wahlkreisen gewählt. Zum Kreistag erzielte er das beste Ergebnis mit 7.567 Stimmen, zur Stadtverordnetenversammlung Altlandsberg erhielt er 2.190 und zum Ortsbeirat 1.648 Stimmen.